Montagmorgendilemma

Vielleicht geht es dir ja auch manchmal so. Montagmorgen, den Wecker hast du wissentlich überhört. Novembergraue Wolken hängen schlapp vom Firmament. Und du willst nicht raus, dich so überhaupt gar nicht aus diesem katastrophal warmen, grauenhaft gemütlichen Bett wälzen. Vom Rausspringen rede ich gar nicht, das findet, wenn überhaupt, nur an einem Dienstag oder Donnerstag statt, und dann nur, wenn die Vögel ordentlich rumgrölen und die Sonne schon am Werk ist. Jedenfalls ist heute wieder mal so ein Montag. Beim gefühlten 20-zigsten Mal Umdrehen überkommt mich das stechend pochende, schlechte Gewissen. Eigentlich will ich seit mindestens zwei Stunden an der Maschine sitzen und am Text für ein neues Kundenmagazin schrauben. Stemme mich also aus den Federn, schleppe mich unter die Dusche und finde mich geraume Zeit später mit einer randvollen Tasse Kaffee vor meinem Bildschirm. Dokument auf, Finger strecken, Hirn einschalten. Irgendwo auf irgendeinem Zettel habe ich doch gestern noch diese wahnsinnig geniale, hyperkecke Idee für eine Headline aufgeschrieben. Krame in einem Stapel von Notizen, schiebe Zeitschriften von links nach rechts, durchsuche mein Notizbuch von hinten nach vorne. Es ist zu früh, eindeutig zu früh, und es ist Montag – das gesuchte Stück Papier liegt – eigentlich unübersehbar – unter der Tastatur. Klar, hab’ ich extra da platziert, damit ich’s nicht übersehe. Gut, auch gut, jetzt los. Ran ans Werk.

Gertrud Kainz