Kirschkernkissenvermarktung

Ich bewege gerade die erste Gabel Risipisi in Richtung sich öffnendes Schnappwerkzeug – das Telefon schrummt. Lege das Futterwerkzeug wieder auf den Teller und schau’ mal, wer da nichts zu essen bekommt. Kläfft eine schrille Stimme in rasantem Stakkato aus dem Lautsprecher meines Telefons. Ich verstehe weder den Namen des weiblichen Anrufers, noch den Inhalt des mir zu vermitteln versuchten Anliegens.
Ein paar Sekunden brauche ich also um mich zu sammeln. Das Wortgewitter dauert unterdessen ungebremst an. Nach mehrmaligen Versuchen, den Monolog zu unterbrechen, gelingt es mir schließlich, der Dame mit etwas verstärkter Stimme Einhalt zu gebieten. Sie hat aufgehört zu reden. Sie ist still. Tatsächlich. Außer hörbarem Atmen herrscht Ruhe am anderen Ende der Leitung. Auf meine Frage, wer sie denn sei, und was sie von mir wünsche, erhebt sich die Stimme aufs Neue, und mir wird schlagartig klar, das war ein Fehler!
Nach gefühlten weiteren Stunden, es waren lediglich ein paar Sekunden, und den wahrgenommenen Worten „Kirschkernkissen“, „vier Stück“ und „gratis“ lege ich wortlos und leicht erschöpft auf. Wer braucht denn schon vier Kirschkernkissen um Himmelswillen! Während ich mir darüber und über den Erfolg dieser Marketingstrategie so meine Gedanken mache, beginne ich neuerlich mit dem Verzehr meines Reisgerichts. Erbsen – wie groß sind eigentlich Kirschkerne?
 

Gertrud Kainz